Sonntag, 21. Februar 2016

The last few days...

Allmählich zeichnet sich ein Ende ab in meinem Costa Rica Aufenthalt und - wie das eben immer so ist - gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge (aber das mit dem Weinen ist ja für meine vertrautesten Mitleser ja auch nix neues mehr :P ).
Leider hat das mit der Mangroventour nicht geklappt, diese Woche wollte niemand Mangroven sehen bei der Lodge, aber na ja. EINES TAGES werde ich schon welche sehen. :) Bin ja noch young.

Vorgestern habe ich mit der Rückeuropanifizierung begonnen, which means, dass ich mich allmählich wieder Österreichtauglich herrichte (was hauptsächlich eigentlich vor allem aus Beine rasieren besteht und zu versuchen, all die Farbe wegzubekommen, die ich durch diverse färbende Früchte und vor allem wegen diesem leidigen Kurkuma überall auf Armen, Händen und Gesicht verteilt hab. Kurkuma, so schlaumeiert Wikipedia, ist nämlich ein Zellfarbstoff und geht erst ab, wenn die Zellen abgehen. Ein bisschen machts die Sonne auch besser, aber meine Hände sind nach wie vor noch ziemlich gelb...)

Ansonsten habe ich mit dem Packen begonnen und mir wird, wie bei eh fast allem, das Herz schwer. Aber ich freu mich natürlich auf all meine Hasen Zuhause. :D

Aber auch für meine ganzen Lieben, die ich hier gefunden habe, möchte ich was schreiben, auch wenn das jetzt vermutlich ultracheesy wird:

Liebe Isabelle, liebe Katharina, liebe Elisa, liebe Sandra, liebe Svenja, lieber Daniel:
Vielen Dank, dass ich mein Costa Rica Abenteuer mit euch bestreiten durfte. Danke für die tollen Gespräche, danke für die gestrige "girlie-night" (wir haben alle zusammen "Definintely Maybe" geschaut, was als Abschluss sehr schön war. Wir hatten Chips und eine Minipyjama-Film-Party.), danke, dass ihr für mich da ward. Danke für einen supertollen Tag in Uvita und am Wasserfall und dass ihr mein Bio-Wissen vertausendfacht habt.
Danke  Isabelle, dass du so lieb und fröhlich ist und mich vom ersten Tag an in die Station integriert hat und das Spanisch für uns übernommen hat.
Danke Katharina für den schönen Zufall, dass wir uns hier getroffen haben und ich bin überzeugt, wir haben schon als Kinder zusammen bei Sarah Blumenstein gespielt. Hoffentlich können wir uns mal gegenseitig bei unseren Geigenkonzerten besuchen, wegen dir hab ich mich getraut, mich beim Medizinerorchester zu melden.
Danke Elisa, dass du so ruhig und gelassen bist. Du bist hier zu meinem heimlichen Role-Model geworden, ich hoffe, ich habe auch irgendwann mal so die Ruhe weg wie du. :D
Danke  Sandra, dass du so lustig und lieb und selbstbewusst bist und mir Bachata beigebracht hast. Und danke, dass man immer für eine dringende Umarmung zu dir kommen kann
Danke Svenja, dass du unsere "Stationsmama" bist. Ich bewundere dich dafür, wie du alles im Griff hast und dich gleichzeitig zu deiner ganzen Arbeit noch die Zeit hast, dich um alle anderen zu Sorgen und trotzdem voll die Ruhe weg hast. Ich hoff, dass ich das auch schaff, wenn ich mal groß bin. ;P
Danke Daniel, dass du mich überall hin mitgenommen hast, danke für unser Schweineabenteuer und danke, dass du mein Spanisch erweitert hast. Es ist zwar immer noch weit entfernt von gut, aber eines Tages wirds schon werden.

Also, ja. Ihr seid mir ans Herz gewachsen, alle miteinander, und ich hoff, wir können mal eine Reunion in Österreich feiern :D. Ihr seid großartig, alle zusammen und ich werd euch vermissen, back in Austria.

Na ja, und wo ich grad dabei bin, die Costa Rica Erfahrung zu beweihräuchern: Hier ein paar Dinge, die ich hier gelernt hab:

  • Spanisch (wie schon erwähnt nicht gut, aber es wird und Spanisch kann man eh immer brauchen)
  • Ich bin an ein paar Grenzen gestoßen, wenn's so um schwere Arbeit geht und hab gemerkt, dass ich das doch kann und dass da eigentlich noch gar nicht meine Grenze ist, sondern dass ich doch noch mehr kann.
  • Eitelkeit gibts hier nicht. Wir sind hier alle ungeschminkt und verschwitzt und alle finden sich als einzelne irgendwie unattraktiv und gegenseitig sagt man sich dann immer "WAAAAS? Du schaust voll gut aus ungeschminkt!" 
  • Alles schimmelt, alles ist dreckig und verschwitzt und wird kaputt, aber irgendwie gewöhnt man sich voll dran. Man lernt irgendwie voll, dass man viel weniger braucht als man besitzt und dass man mit weniger vor allem auch zufriedener ist und dass man Zuhause eigentlich voll im Luxus schwelgt. 
  • Haare sehen immer fantastisch aus im Regenwald. Als ich gekommen bin, waren sie mega-kaputt und jetzt sind sie auf wundersame Weise voll schön geworden. 
  • Nirgendwo anders als hier habe ich jemals eine Dusche so sehr geschätzt. Auch wenn Kaltwasser. Oder gerade wegen Kaltwasser. 

Mittwoch, 17. Februar 2016

Tag 24 - 26 - Schweine, Bodenproben, Küken und viel zu viel Kurkuma

Allmählich neigt sich mein Aufenthalt hier seinem Ende zu.
Es ist nicht besonders viel passiert die letzten zwei Tage.

Ich habe mit Daniel auf der Finca Modelo erneut alles mögliche gepflanzt und einen Pool für die Schweine ausgehoben, wobei mir BEIDE ausgebüchst sind...
Eines ist von selbst in das Gehege zurück gekehrt, die zweite allerdings war nicht Willens sich einfangen zu lassen. Daniel hat darum aus einer Plastikschnur eine Schlaufe gebastelt, um Hanni einzufangen. Das sture Ding überhaupt in die Schlaufe zu bekommen, war schon ein Akt an sich, aber als Hanni die Schlaufe um den Bauch gewickelt hatte, begann der Stress erst. Es war nahezu unmöglich das schwere Tier zum Stall zu ziehen, da die Schnur uns durch die Finger rutschte. Als Daniel sie wie Drachenschnur um ein Stück Holz wickelte, wurde es aber komplett absurd. Die Schnur schnitt Hanni ziemlich in den Bauch und kreischend, schreiend und quiekend wickelte sie sich immer mehr um einen Baum. Bei dem furchtbar schreienden Schwein vor mir, konnte ich nur in Panik erstarren, Daniel und ich schauten uns beide mit dem Horror-Gedanken "Oh Gott, gleich haben wir ein halbes Schwein vor uns" an. Aber irgendwie schafften wir es dann doch, das Viecherl zurück in den Stall zu zerren (unter viel nervenaufreibendem Geschrei und wenig hilfreichem erstarrte-Maria-Danebenstehen, aber alles ging gut aus und sie fraß im Anschluss wieder gemütlich vor sich hin.)

Gestern dann unternahmen Daniel, ich und noch ein Mitarbeiter von der Station einen kleinen Ausflug in die Gegend von La Gamba. Es galt Bodenproben zu nehmen und diese Bodenproben durfte nicht durch menschliche Existenz verfälscht worden sein. Also nix von wegen Sekundärwaldboden oder irgendwo auf einem gut erschlossenem Waldstück, NEIN. Auf den höchsten Punkt von La Gamba sollte es rauf gehen. Von der Schule aus, die ich schon an Tag 10 bei der Tageswanderung gesehen habe, stiegen wir Querfeld in den Wald ein. Kein Pfad, keine Orientierung, kein Entkommen...
Eineinhalb Stunden ging es steil bergauf, mittendurch durchs Gestrüpp, auf kaum einen Meter breiten Kämmen entlang und ein felsiges, enges Bachbett entlang. Mehrmals fand ich mich sehr plötzlich von der Schwerkraft auf den Boden geholt.
Aber irgendwann waren wir oben und gruben Erde aus dem Boden. Einige markierte Mammutbäume standen herum (zwar keiner so imposant wie der von Tag 10, aber trotzdem noch schwer beeindruckend) und sie alle hießen ohne Witz Maria. (Man gibt in den Sektoren den markierten Bäume derselben Spezies wohl immer den gleichen Namen oder irgendwie so.) Im dichten Wald wäre ich sicherlich allein ziemlich am Sand gewesen, denn nach nur wenigen Metern entfernt vom halbwegs gut ausgetretenem Kamm sah man schon GAR NIX MEHR von einem Ansatz eines Weges. Zum ersten Mal sollte ich begreifen, was das eigentlich bedeutet, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.
Nach einer Stunde Erde ausbuddeln und Baby-Palmen ausgraben, die Daniel in einem anderen Sekundärwald anpflanzen möchte (Finca Amable), ging es wieder bergab. Palmen wachsen nur im Schatten andere Bäume, deswegen kann man sie nicht gleichzeitig mit den anderen anpflanzen, sondern erst, wenn die Bäume groß genug sind, um Schatten zu spenden.
Am Rückweg dann fanden wir einen supercoolen umgestürzten Baum, der lilafarbenes Holz hat, ein sogenanntes "Purple Heart" oder auch Peltogyne von der Familie der Fabaceae/Ceasalpinoideae (Johannisbrotgewächs). Ein Stück schlugen wir mit der Machete raus und ich durfte eins behalten.

Heute war ich dann den einen halben Tag mit Schnitzen und den anderen halben Tag mit Kurkuma-Säubern und Kleinschneiden beschäftigt. Genau der/die/das Kurkuma (was ist jetzt wirklich der richtige Artikel für Kurkuma?), den ich schon kiloweise aus den dichten Wurzelverbänden auseinandergezupft habe. Genau der. In einem 45 Kilo Sack. So viel Kurkuma sollte einfach kein Mensch alleine putzen und schneiden müssen, denn ich bin noch LÄNGST nicht fertig.





Am Abend dann kamen Isabelle und Daniel von Rio Claro zurück zur Station und brachten KÜKEN für die Finca Modelo mit, die nun unser Herz erfreuen. 
Sie heißen: Bob, Fridolin, Henrietta und Fiona.

Sonntag, 14. Februar 2016

Tag 21 bis 23 - Uvita & Valentinstag

Vorgestern war nicht sonderlich viel los. Wir saßen nur zwischendurch im Fluss und ich hab mit der lieben Sandra ziemlich lange über Gott und die Welt gequatscht.

Gestern waren wir dann endlich, ENDLICH in Uvita, wo Isabelle und ich schon letzte Woche hinfahren wollten (ihr erinnert euch an unseren verpatzten Strandbesuch...).
Nun, der Fehler war, dass wir trotz aller Vorsicht zu spät waren, denn der Bus fuhr diesmal pünktlich um 6:54 an der Trente-siete ab und wir habens auch geschafft. Und wir sind diesmal Isabelle, Katharina, Sandra, Elisa und ich.

Größtenteils verschlafen wir die 2 1/2 stündige Fahrt nach Uvita. Kurz bevor wir ankommen informiert uns ein blonder Jesus (ein Typ mit blonden Haaren, der so aussah, wie man sich Jesus vorstellt) darüber, wie wir zum Strand kämen.
Als wir aussteigen knallt uns die Sonne entgegen. Aber es sind Gott sei Dank nur 10 Minuten zum Strand. Wir verbringen den ganzen Tag dort im Halbschatten einiger Bäume, trinken Kokoswasser aus gekühlten Pipas und das ist vermutlich das allerbeste Kokoswasser, das uns allen je untergekommen ist. Das Wasser ist etwas kühler als in Josecito, aber immernoch ziemlich Badewasserartig.
Die Wellen sind auch sehr hoch, deswegen kann man nur baden und nicht schwimmen, aber es war td fantastisch. Am Strand lesen wir, schlafen und bemalen uns mit Saft aus Früchten, der zuerst durchsichtig ist (was das bemalen erschwert) und dann mit der Zeit tintenblau wird. Das ganze hält, bis sich die oberste Hautschicht erneuert hat, also ca. 2 Wochen. Der Saft lässt sich auch nicht wirklich abwaschen und so haben wir alle jetzt auch an Händen und Füßen blaue Flecken, als hätten wir mit Tinte gekleckert.


Isabelle, ich, Katharina (v l n r)









Nach einigen Stunden treibt uns der Hunger (und der Sonnebrand trotz aller Vorsicht) vom Strand und in den Ort. Merkwürdig vom Nichtstun erschöpft begeben wir uns im winzigen Örtchen Uvita auf die Suche nach einem Restaurant und einem Bankomaten.
Das erste Restaurant, das sich nur eine halbe Sekunde vom Strand entfernt befindet, lassen wir links liegen (später sollte uns gesagt sein, dass es sogar ziemlich gut gewesen wäre...), das zweite finden wir nicht, das dritte hat geschlossen. Hangry und vor der Sonne flüchtend geben wir uns schließlich mit Tortilla-Chips aus dem winzigen Supermarkt zufrieden.

Als wir die 200 Meter zur Bushaltestelle zurück gehen, stellt sich heraus, das sich dort ein Restaurant befindet, nur wenige Schritte von der Bushaltestelle entfernt. Wir hatten es nur nicht gesehen, weil wir erst Wasser kaufen gegangen sind in einem anderen Supermarkt.

Wir warten also auf den Bus und fahren schließlich 2 1/2 Stunden wieder zurück nach La Gamba (wir waren ca. 6 Stunden in Uvita). Im Bus spielen wir ein paar Runden "Wer bin ich?".
Es wird rasch dunkel und wir fürchten, in der Dunkelheit unsere Station nicht zu erkennen, da die Stationen nicht angesagt werden, aber selbst das schaffen wir.

Als wir dann aussteigen, stehen wir vor einem Problem: In der Früh hatte uns Susi mit dem Pick-up zur Busstation gefahren und wir dachten, zurück könnten wir uns ein Taxi nehmen. Aber es gibt nur wenige Taxis, die von der Busstation nach La Gamba fahren, weil man durch einen Fluss fahren muss. Und es ist kein Taxi da und in der Station erreichen wir auch niemanden. Also: Zu Fuß die 6 Kilometer gehen. Wir versuchen einen Pick-up hinter dem Fluss zu stoppen, aber der ignoriert uns. Ein zweites Auto hält zwar an, ist aber schon voll.

Schließlich fragen wir einen (fürs Autofahren) viel zu jungen Mann, ob er uns mitnimmt, der sagt, er führe zur Bar seines Vaters. Er nimmt uns mit, aber wie uns mit Grauen schnell gewahr wird, befindet sich die Bar seines Vaters nur maximal 200 Meter weiter (hier fährt man jeden Zentimeter mit dem Auto.)
Allerdings willigt der Vater ein, uns für 500 Colonés pro Person zur Station zu fahren (in Costa Rica wird alles gleich sehr geschäftlich). 
Aber 500 Colonés entsprechen ca. einem US-Dollar, also passt das.
Erschöpft kommen wir dann an in der Tropenstation, essen zu Abend (es ist mittlerweile nach 8)
und ich stelle fest, das irgendwo mein Handy verloren gegangen ist.
In leichte Panik verfallend erinnere ich mich, dass ich es an der Busstation noch hatte, um die Tropenstation anzurufen und dass ich es, nachdem der Akku leer gegangen ist, in die Hosentasche gesteckt habe.
Ich habe also den Verdacht, dass es noch auf der Ladefläche des Pich-ups ist und dass ich es JETZT holen sollte, wenn ich es überhaupt wieder haben wollte. Am nächsten Morgen wäre es unter Garantie schon in Besitz von jemand anderem gewesen.
Also will ich mit dem Fahrrad zurück fahren (trotzdem noch 20 Minuten Weg in eine Richtung). Daniel ist so nett, mich mit dem Motorrad zu fahren und siehe da, das Handy ist noch auf der Ladefläche.

Am Valentinstag ist wieder ARBEITSTAG, trotz Sonntag. Es steht also Pflanzen gießen und Tiere füttern an. Am Nachmittag skype ich sehr ausführlich mit meinem Lieblingsfreund und unsere Valentinstag-Romance-Beschäftigung sieht wie folgt aus:

Mein lieber Freund (Geschichte- und Kunstgeschichtestudent mit Leib und Leben) hat für mich "Surgeon Simulator" heruntergeladen. Über Skype soll ich ihm ansagen wie er bei diesem (vollkommen unrealistischen wie witzigen) Spiel eine Herztransplantation vornehmen soll.

Das ganze sieht so aus: 

So stell ich mir Romantik vor. :P

Den restlichen Tag steht wohl weiter "der Schwarm" lesen an (der mich übrigens gestern ein bisschen ins Meer verfolgt hat und ich etwas Schiss hatte, gleich von Walen, Quallen oder Tsunamis attackiert zu werden, aber offensichtlich bin ich gerade noch so mit heiler Haut davon gekommen.)

Ich wünsche euch allen einen fantastischen Valentinstag.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Tag 19 & 20 - Welpen, Wasserfall und Wagemut (or so...)

Dank 2 Tage faul in der Hängematte Rumschimmelns bin ich seit gestern wieder halbwegs am Damm. Ich habe von Daniel netterweise eine Computerarbeit bekomme, die ich gestern ein bisschen machen konnte (ich soll von 200 Pflanzen-Individuen die Familie herausfinden und in eine Excel-Datei eingeben). Aber da ich wieder halbwegs beieinander bin, nimmt mich Daniel gestern dann doch wieder auf die Finca Modelo mit und ich pflanze wie eine Verrückte.

Mitten in der Arbeit kommt Daniel drauf, dass er Katzenfutter für die gute Chicha (die eh den Vogel gefuttert hat, da bin ich mir sehr sicher...) vergessen hat und fragt mich, ob ich fahren kann. Ich bekomme zunächst mehr oder minder große Augen und stammle "Si... Si si... pero no tengo mi Drivers License" oder irgendwie sowas. Daraufhin erklärt mir Daniel, dass das nicht schlimm ist, weil mich a) eh niemand aufhalten wird und b) ich dann einfach so tun soll, als spräche ich kein Spanisch (was ja eh nur zu einem Viertel gelogen wäre).
Jedenfalls steige ich in den Jeep mit der Ladefläche und weiß ganz genau, dass das mit absoluter Sicherheit das größte Auto ist, dass ich je in meinem Leben gelenkt habe. Aber ich schaffe es tatsächlich ohne Unfall, Tote oder Sachschaden die 5 Minuten nach La Gamba zu fahren und in dem winzigen Mini-Supermarkt einen Sack Katzenfutter beschaffen. ("Busco comida para gatas..." falls es mal jemandem ähnlich ergehen sollte).

Am Nachmittag nach dem Essen führe ich mit einem der Studenten (Benni) eine ca. 2-stündige Diskussion über den Sinn des Lebens (was zuerst als Spaß begann wurde bald eine sehr hitzige Diskussion in der so ziemlich jedes philosophische Thema einmal angerissen wurde. Vom Sinn des Lebens über "ist der Mensch gut oder schlecht?" "welchen Sinn hat der Tod?" "sind Frauen die Doofen oder sind es die Männer?" usw...). Am Ende sind wir uns nur darüber einig, dass wir uns nicht einig sind, aber in Wahrheit wissen wir ja wohl alles, dass eigentlich ICH den wahren Sinn des Lebens kenne. Ich habs ihm nur nicht gesagt. Aber jetzt tu ich es: Es ist 42, Benni. Zweiundvierzig.

Danach fahre ich mit Daniel ein wenig durch die Gegend und komischerweise, ohne etwas erwähnt zu haben, kommen er und ich auf recht ähnliche Themen. Jedenfalls ist es unser Ziel, ein paar Leute für ein Fest einzuladen, dass am 27.2. auf der Tropenstation stattfinden wird (aber da bin ich ja schon wieder Zuhause und feire meinen eigenen Geburtstag ein bisschen.)
Person Nummer 1 ist im Besitz von sehr vielen Hunden und als er unter die Couch langt, holt er den allerherzigsten, tapsigsten, müd-äugigen Welpen hervor, den ich überhaupt seit langem gesehen habe. Jedenfalls sitze ich dann ganz verzückt für die nächsten 20 Minuten draußen mit einem Hundebaby auf dem Bauch, der die ganze Zeit an meinen Fingern und meinem halben Gesicht nuckelt und bin das glücklichste Wesen auf Erden.
Dann müssen wir aber weiter, auf zu neuen Abenteuern. Der zweite (und letzte), den wir besuchen fahren, hat auch einen Welpen, aber der ist größer und wie ein Sack voll Flöhe, so tobt er herum. Neben dem Welpen hat er auch sehr viele Moskitos in seinem Haus, denn sein Haus besitzt keine Fenster und keine Türen. Was nicht heißen will, dass da nur Wände sind, sondern eigentlich genau das Gegenteil. Für meinen (europäischen, verwöhnten) Geschmack sogar eher zu wenig Wände (und Türen. Und Fenster.) Aber der Anstand verbietet mir das Haus zu fotografieren, außerdem ist das nun mal so, hier in Costa Rica. Ich bekomme Süßkram und Limonensaft zu meinen Mückenstichen, was ein fairer Tausch ist.

Am Abend lese ich noch EWIG "der Schwarm", aber da erzähl ich euch nix, weil das sollt ihr selber lesen.

Heute bin ich dann vormittags wieder mit Finca Modelo-Anpflanzungen beschäftigt. Hanni und Nanni sind vorübergehend in den Schuppen übersiedelt worden, weil ihr Gehege umgebaut wird.
Am Nachmittag fahre ich mit einigen Studenten (Aurelie, Katharina, David, Benni & Lukas) wieder zu dem Wasserfall, bei dem ich nun schon zweimal war (da wo ich letztens mit Isabelle ins Wasser gesprungen bin) und verbringen den restlichen Nachmittag bis zum Abendessen mit Reinspringen, menschliche Staudämme errichten, uns von Miniwasserfällen Massagen geben lassen, baden und tauchen, denn David (Medizinstudent aus Wien UND gleichzeitig noch Biologiestudent) hat eine Taucherbrille dabei, was noch einige andere hübsche Seiten des Wasserfalls eröffnet.
Zum Abendessen gibt es herausragend gutes Essen, unter anderem mit einem Salat aus kleingeschnittenen Bananenblüten und Nüssen und fein geschnittenen Kochbananen, die fritiert und gesalzen wurden und genauso schmecken wie Chips.

Und jetzt werfe ich mich wieder in die Hängematte zum Lesen.


Dienstag, 9. Februar 2016

Tag 17 & 18 - Erkältung, Frank Schätzing und Sternenschau

Der Wasserfall nach der Fahrt auf der Ladefläche vom Jeep hat mir wohl den Rest gegeben, jedenfalls bin ich seit gestern krank.
Gestern war ich noch auf der Finca Modelo (und habe entdeckt, dass der Babyvogel weg und das Nest zerstört ist... Ich habe die Katze im Verdacht, aber ich war tieftraurig, als die Eltern suchend zwitschernd herum gehüpft sind.)

Ich habe Kurkumawurzeln auseinander gezupft und von Dreck befreit und in einen Sack gepackt, bis ich darum gebeten habe, zur Station gehen zu dürfen, weil es mir nicht so gut ging.
Ich bin zu 99,999% nur verkühlt, aber was für eine Medizinstudentin wäre ich denn, wenn ich nicht zumindest kurz einen für diesen Beruf typischen Anfall an Hypochondrie hätte und mir gleichzeitig Zika und Dengue-Fieber andiagnostizieren würde.

Also verbringe ich meinen Tag denkbar unspannend halb schlafend halb lesend in der Hängematte. Ich lese "der Schwarm" von Frank Schätzing, 2005 herausgekommen, weil ich mit meinem mitgebrachten Buch ("Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers - sehr empfehlenswert für Fantasy-Fans)  schon fertig bin und mich irgendwann vor geraumer Zeit mal in Schwarmintelligenz hinein getaugt habe und auf der Wikipedia-Seite darüber einen Verweis auf dieses Buch gefunden habe.

Da ich sonst die letzten Tage einfach wirklich absolut NICHTS zu berichten habe, werde ich euch jetzt einfach mal eine kurze Zusammenfassung von diesem ziemlich fantastischen Buch:

Es beginnt damit, dass ein Fischer vor Hawaii mit seinem Binsenboot verloren geht, was eigentlich relativ unspektakulär wäre, weil vermutlich passiert das ziemlich häufig, dass jemand auf dem Meer in nem kleinen Boot verschwindet, wenn nicht schon dieser "Unfall" von Anfang an sehr mysteriös und gruselig beschrieben würde. Aber für die Protagonisten im restlichen Buch ist das noch relativ belanglos.
In zwei getrennten Handlungssträngen (einer in Norwegen bei einem Meeresbiologen namens Sigur Johanson und einer bei Vancouver (Silvi, jetzt solltest du aufhorchen) mit einem Meeressäugetier-Verhaltensforscher namens Leon Anawak) beginnen sich aber langsam und wunderbar wissenschaftlich detailliert hinterlegt die merkwürdigen "Zufälle" zu häufen. Wale greifen Schleppschiffe an, nachdem ganze Horden von Muscheln zuvor vom geschleppten Schiff das Ruder blockiert haben, bei einem Robotertauchgang erscheint ein riesiges, mysteriöses, fluoreszierendes Wesen für Sekunden in den Kameraaufnahmen, verseuchte Hummerfänge verbreiten eine Krankheit in Frankreich und merkwürdige Meereswürmer lösen einen ganzen Tsunami auf, indem sie den Meeresboden an bestimmten Stellen auflockern, dass es zu einem Unterwassererdrutsch kommt.
Mit der Zeit schließen sich mehrere Wissenschaftler zusammen, um herauszufinden, was da los ist und stellen fest, dass all die Meerestiere von einer intelligenten Einzellerspezies kontrolliert wird, die sich zu riesigen Organismen zusammenschließen kann und sich so an der Menschheit wegen ihrer Missetaten rächt...
https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwalzen => ungefähr so stell ich mir das vor.

Und weiter erzähle ich nicht, weil die meisten von euch nicht gerne gespoilert werden. Ich habe aber schon den Wikipedia-Artikel zu dem Buch gelesen, weil ich so gerne wissen wollte, wie es ausgeht (großer Aufschrei unter den Lesern, außer bei meiner Mama, die zumindest auch immer das Ende zuerst liest) und es klang auf jeden Fall super spannend und ich bin schon ganz gespannt wie sich die Hauptcharaktere noch durch die ganzen Katastrophen durchschlagen werden. Jedenfalls bin ich ganz begeistert von dem Buch, weil der Autor ganze Arbeit bei der Recherche geleistet hat.
Bei den ganzen wissenschaftlichen Erklärungen (für die er in der Danksagung einen Haufen Professoren auflistet) und den sehr detailliert geschriebenen Handlungen auf Ölbohrinseln, unter Wasser, bei Tauchgängen und U-Bootfahrten, und in verschiedensten Ländern hat man so richtig das Gefühl, mit dabei zu sein. Bzw als hätte der gute Frank, wie ich ihn freundschaftlich nenne, allem live beigewohnt und würde einen überaus genauen Bericht darüber abgeben. Außerdem sind die Charaktere super gut gezeichnet, beinahe, als würde man sie irgendwie persönlich kennen.
Wenn ich mal groß bin und endlich die Geduld und vor allem den Fleiß aufbringe, etwas fertig zu bringen, will ich auch mal so ein fantastisches Buch schreiben. :P
Jedenfalls kann ich das Buch nur sehr weiterempfehlen. Es ist allerdings knapp 1000 Seiten lang, also schon eher ein dickerer Schinken.

Nach meiner Herumsiechung bis gestern Abend hab ichs dann geschafft, mich aus der Hängematte herauszuwinden und Isabelle und ich sind noch für irgendein kleines "Vor-der-Haustür"-Abenteuer aufgelegt, also legen wir uns direkt vorm Tor im Finstern auf die Schotterstraße, um uns die Sterne anzugucken. Ich sehe ganze 3 Sternschnuppen. Der Sternenhimmel hier ist richtig schön, weil es absolut KEIN LICHT gibt weit und breit abgesehen von der Tropenstation, aber wenn man ein bisschen die Straße hinaufgeht, ist es zappenduster. Leider sind Fotos nicht möglich, weil - wie gewöhnlich - meine Kamera zu schlecht ist. Aber es ist wirklich ein sehr schöner Himmel.

Sonntag, 7. Februar 2016

Tag 15 & 16 - Tierbeobachtung und fehlgeschlagener Strandbesuch

An Tag 15 und 16  habe ich frei, weil Wochenende ist und ich verbringe den Tag vorwiegend lesend in der Hängematte. Eigentlich wollten Katharina und ich zu einem Wasserfall gehen, aber am Nachmittag sah es sehr nach Regen aus. Schlussendlich hat es dann doch nicht geregnet, aber ich ärgere mich nicht darüber, DENN heute sehe ich zum ersten Mal in freier Wildbahn Kapuzineräffchen.
Sheryl, unsere Kalifornierin, kommt zu Katharina und mir, als wir gerade Kaffee bei der Küche trinken und fragt uns, ob wir gerne welche sehen würden. Wir sagen natürlich nicht nein, sondern sind sehr aufgeregt.
Bei dem Unterstand, wo auch die Bienenkörbe für die stachellosen Bienen stehen, klettert eine ganze Affenhorde durch die Bäume. Sheryl hatte gehört, wie dauernd etwas auf das Dach fiel und als sie nachgesehen hatte, waren da lauter Äffchen, die lauter Schalen von ihrem Essen aufs Dach werfen. Mit meiner schleißigen Digitalkamera mache ich nur sehr verschwommene Äffchenfotos, aber einer der neuen Studenten (Thomas) hat eine gute Kamera und ist so nett, mir die Fotos zu überlassen.




Und danach sahen wir noch ein paar hübsche bunte Vögel UND 2 Tukans, die jetzt auch endlich endlich auf einem Foto gebannt sind. 

Am Abend sind wir wieder in der Bar wie am ersten Abend. Wir fahren auf der Ladefläche eines Jeeps mit und ich fürchte mich zuerst davor, herunterzufallen, aber dann bin ich ganz verzaubert vom Sternenhimmel.
In der Bar lerne ich von Sandra und Isabelle Bachata tanzen. Um 1 gehen wir zurück zur Station, denn wir müssen um 6 wieder aufstehen

Am Sonntag wollen Isabelle und ich nach Uvita an den Strand fahren, der 1 1/2 Stunden entfernt liegt. Wir stehen also etwas gerädert auf, satteln unsere Räder und fahren erst zur Finca Modelo, um die Schweine zu füttern und dann hinauf zur Interamericana, wo der Bus fahren soll. Und wir warten auf den Bus. Und warten. Und warten. 2 Busse kommen, aber beide fahren nicht zu Uvita, aus einem werden wir sogar ziemlich unfreundlich rausgeschmissen. Nach 1 1/2 Stunden Wartezeit beschließen wir, zum Wasserfall, bei dem wir schon nach der Kakaoplantage waren zu fahren und uns dort einen schönen Tag zu machen.




Bei der Ankunft unten am Hügel stellt sich heraus, dass mein Fahrradschluss futsch ist (und wir finden es auch nicht, als wir nochmal zurück zur Busstation fahren).
Als wir den Hügel zur Hütte vom Wasserfallbesitzer hinaufsteigen, kommt uns ein alter Mann entgegen (wohl ein Verwandter), der außer "Wababababababababa" nichts von sich geben kann, weswegen sich auch als äußerst schwierig herausstellt, unser Anliegen verständlich zu machen. Aber irgendwie schaffen wir es dann doch und gehen den Pfad zum Wasserfall hinauf. Weil wir uns vertun, landen wir am oberen Teil des Wasserfalls. Wir lesen beide erstmal und dann klettern wir ein bisschen herum, baden in den einzelnen Pools und springen sogar von einem 3-4 Meter hohen Felsen in ein tiefes Wasserbecken. Wir klettern mehrfach den Wasserfall hinauf und hinunter und machen zum Schluss sogar in bester Hippie-Reisende-Naturliebhaber-Manier eine Runde Yoga.



Nicht sicher, ob wir springen sollen, oder eher doch lieber nicht....







Am Nachmittag lerne ich ein bisschen für die OSKE und übe an Isabelle den neurologischen Status.
Ein Kaiman hat sich außerdem in den Teich neben den Rancho geschlichen.
Beim Abendessen sitze ich bei Sheryl und ihrer Familie und ich finde heraus, dass sie aus San Francisco sind und über Los Angeles nach Hause fliegen. Daraufhin frage ich sie überaus neugierig aus, ob sie schon mal ein paar Berühmtheiten gesehen haben. Wir verbringen das Abendessen damit, Anekdoten über Beinahe-Filmstartreffen auszutauschen (zum Beispiel, als Sarah und ich zur Clooney-Hochzeit in Venedig waren, aber leider niemanden gesehen haben.)


Samstag, 6. Februar 2016

Tag 13 & 14

Die letzten paar Tage verliefen recht ruhig hier. Ich hab die meiste Zeit nur gearbeitet und dann meine Nachmittag irgendwie verbracht.

Bemerkenswert waren nur folgende Ereignisse:
An einem Abend kam ein Mann mittleren Alters vorbei und stellte sich bei uns als Schamane vor (in schönstem Österreichisch). Es wurde relativ schnell klar, dass er, wie soll ich sagen, nicht alle Tassen im Schrank hatte, denn er faselte ohne Punkt und Komma davon, dass irgendjemand ihn mit dem Auto nach Hause führen müsste und wir konnten ihm nicht verständlich machen, dass wir nicht befugt waren, das Auto zu fahren. Ungefähr 20 Minuten bequatschte er uns, dass er seit Jahren Schamane war und 5000 Indianern schon das Leben gerettet hätte mit seinen Schamanenzauberkräften. Er hätte schon Malaria und Hepatitis geheilt und zeigte uns lauter folierte A4 Fotos von Indianern und ihren Kindern und ihm. Er hätte auch schon mit seinen sagenmwobenen Karatekünsten viele Mädchen davor gerettet, vergewaltigt zu werden. Außerdem seien die Amerikaner daran Schuld, dass all die Menschen hier krank werden mit ihren verteufelten Medikamenten.
Später erfuhren wir, dass der selbsternannte Schamane früher mal ein großzügiger Spender der Tropenstation und des Regenwalds der Österreicher gewesen war und viel rumgereist sei. Er hätte allerdings auf seinen Reisen zu den Indianern dieser Welt mit dem Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen übertrieben und sei seither nicht ganz er selbst. Aber Auto fahren konnte er schlussendlich trotzdem, weil er nahm dann unser Auto einfach mit...

meine persönliche eigene Machete


Am selben Abend sind die beiden Schweine, die ich immer füttere, aus ihrem Gehege ausgebrochen und auf der Finca Modelo spazieren gegangen. Die Finca Modelo ist zwar eingezäunt, also die Schweine könnten nicht hinaus, aber da es hier Jaguare gibt, wurde befürchtet, dass die Schweine, die schon sehr fett sind, die Nacht vielleicht nicht überstehen würden. Also fuhren wir zu viert mit Taschenlampen auf die Finca Modelo, um Hanni und Nanni wieder in ihr Gehege zurück zu treiben. Ich bin zwar keine Schweinespezialistin, aber ich finde, die zwei sind richtige Schönheiten. Insbesondere die hellere und auch wesentlich sanftere (ich weiß leider nicht, wer von den beiden Hanni und wer Nanni ist). Die andere ist ziemlich dominant und schubst die hellere (ich sag jetzt mal Hanni) immer ziemlich rabiat vom Futter weg, wenn ich es ihnen bringe. Morgen mach ich euch mal ein Foto von den beiden.

Vogelnest


Gestern ist mir dann beim Arbeiten aufgefallen, dass das Vogelnest, dass ich schon einmal festgebunden habe, noch einmal abgestürzt ist. Ich habe es noch einmal und diesmal mit mehr Aufwand, am Maschendraht festgemacht. Heute beim Schweinefüttern war das Vögelchen noch da und sperrte erwartungsvoll das Schnäbelchen auf, als ich nach ihm geschaut habe.
Außerdem habe ich das Schild für die Finca Modelo fertig geschnitzt und bemalt.




Gestern veranstalten wir noch eine Spieleabend mit den neuen Studenten. Eigentlich wollten Katharina und ich wieder zu einem Wasserfall gehen, aber es sieht schwer nach Regen aus und wenn es hier regnet, dann richtig... Heute Abend wird noch fortgegangen. Berichte davon morgen.


Mittwoch, 3. Februar 2016

Tag 11 & 12 - Chilltag & Rio Claro

Gestern sind die Schüler gefahren und (wenig) wider Erwarten war ich doch ein wenig traurig. Einer der Schüler hat sich am Vortag am Strand den Fuß an einem Stein aufgeschnitten, den ich verarzten sollte. Dem Schüler ging es dann besser und ich hoffe, es bleibt dabei, ich habe darum gebeten, mir irgendwie zukommen zu lassen, wie es ihm nach der Abreise geht, derweil sind noch keine Nachrichten gekommen, was ich weder als wirklich gutes, noch als wirklich schlechtes Zeichen deuten kann.







Beim Arbeiten auf der Finca Modelo habe ich ein Vogelnest gefunden, weil ich tote Äste aus einer Kletterpflanze schneiden sollte und dabei fast das Nest mit runtergerissen hätte.
Heute hing das Nest etwas schief und tiefer als gestern, weswegen ich es notdürftig mit ein paar Schnüren befestigt habe. Die Vogelmama (oder Papa?) kam nach einer Weile mit einem Schnabel voll Insekten vorbei und hüpfte zwitschernd um das Nest, ging aber nicht hinein. Ich fürchtete schon, dass die kleinen Vögelchen wegen mir dem Tod geweiht waren, weil die Vogeleltern sie jetzt nicht mehr akzeptierten oder so etwas, aber es gab dann doch ein Happy End mit Vogelfütterung, weswegen ich heute gleich viel beruhigter schlafen kann.
Ansonsten war ich mit ernten, Pflanzen gießen und Bananenblätter für den Kompost einsammeln beschäftigt. Ich versuche eine möglichst gewitzte Technik beim Tragen der Bananenblätter zu entwickeln und versuche alles von gefinkelten Falttechniken bis hin zum Bau eines Bananenblattschlittens.
Bananenblättersammeln, liebe Leser, ist nämlich ein ebenso lustiges wie kompliziertes Unterfangen und kann nur nach langer Übung, dem Erlernen eines gewissen Maß an Technik und nur von echten Kennern (und Könnern) zur Gänze geschätzt werden. Aber ich will mal nicht so sein und euch die beste Technik verraten (auch wenn das vermutlich zu meinem Ausschluss aus der Bananenblatt-Sammler-Zunft führen wird): Man staple einfach so viele Blätter wie nur irgend nötig und klemme sie sich unter den Arm oder lege sie sich auf die Schulter. Man sollte dabei allerdings darauf achten, dass man nicht in Ameisen oder anderes Geschmeiß hineingreift. Die Folgen können sehr unangenehm sein. Ebenso sollte man herumliegende Blätter erst ein bisschen mit dem Fuß rumschubsen, um auszuschließen, dass sich irgendwelche Giftschlange darunter tummeln.

Gestern am Nachmittag ist dann nicht mehr viel passiert. Ich habe nur gelesen und in der Hängematte gedöst und ein wenig an dem Schild gearbeitet.

Heute waren wir am Nachmittag dann noch zu viert (Katharina, Elisa, Sandra und ich) in Rio Claro. Wir hatten einen sehr, sehr netten Taxifahrer, der uns hin und zurück für nur 30 Dollar fuhr und uns sogar durch Rio Claro begleitete. Rio Claro ist kein besonders hübsches Örtchen, man verpasst absolut gar nichts, wenn man nicht hin fährt, ABER wir konnten alle 4 Macheten kaufen (Fotos gibts morgen) und Eis essen gehen mit unserem freundlichen Taxifahrer. Eine Postkarte zu ergattern gestaltete sich als sehr schwierig, denn es gibt kein Postamt in Rio Claro und im Schreibwarenladen gab es auch keine. Irgendjemand zauberte aber dann doch von irgendwo Postkarten her. Jetzt muss ich nur noch eine Post finden, wo ich die Karten auch versenden kann.



Ansonsten gibt es nichts Spannendes zu berichten, außer, dass ich meine Bankomatkarte verloren habe. Vermutlich habe ich sie am Flughafen im Bankomaten stecken lassen, denn alle anderen Karten und Dokumente sind noch da.
Außerdem ist heute noch eine Studentengruppe aus Österreich gekommen. Und das wars auch schon für heute und gestern...

Dienstag, 2. Februar 2016

Tag 10 - Tageswanderung

Heute geht es um halb 6 aus dem Bett und 6 gibts Frühstück, denn heute werden wir den ganzen Tag unterwegs sein und wir wollen ja nicht in der prallen Sonne starten.
Mit Rucksack gehts direkt von der Tropenstation los und wir laufen erst einmal eine Stunde durch den Regenwald. Wir kommen an geschlängelten Lianen, sogenannten Affenleitern, vorbei und bewundern knallbuntes Kaffeegewächs, das theoretisch sogar essen kann, aber ich lasse dann doch lieber davon. Ich sehe auch einen Tucan vorbeifliegen, aber von dem habe ich heute leider kein Foto für euch. 

Kaffee-Pflanze

Affenleitern


Dann landen wir auf einer Wiese oder Plantage oder Weide, ich weiß es nicht so genau, wo es Guavenbäume gibt. Wir können jeder ein Stück Guave essen und es schmeckt den meisten eh ganz gut, bis sie eine Made im Fruchtfleisch finden. Auch ich verzichte lieber auf die Zusatzproteine.
Auf der Wiese befindet sich eine kleine Schule, in die wir hinein fotografieren können, weil in Costa Rica gibts ja eigentlich keine richtigen Wände. 
Der Lehrer klaubt mit seinem Bus die 8 Schüler auf und unterrichtet sie dann mitten im Nichts in dieser Schule.




Anschließend geht es weiter und wir kommen an einen Fluss. Schuhwechsel ist angesagt, denn wir müssen mehrfach den Fluss durchqueren. Das ist ganz angenehm, weil mittlerweile heizt die Sonne schon in voller Kraft unsere Gemüter weich. An einer Stelle kann man im Fluss baden, allerdings gestaltet sich für uns Mädels das Umziehen als zu umständlich, und deswegen halten wir nur unsere Füße ins Wasser und lassen Maracuja-Schalen-Boote schwimmen. Im Nachhinein würden wir unser unterlassenes Bad bitter bereuen.

allgemeine Flussdurchwanderung



Badestelle
Ich bei einer Flussdurchquerung

 Badestelle von nahem

Ich vor einer Ölpalmenplantage (bei dir falsch abgebogen sind)


Allmählich wird das Wasser in unseren Flaschen modrig (das passiert hier recht schnell), aber Gott sei Dank passieren wir ein Haus des Nationalparks des Regenwalds der Österreicher. Dort steht ein Baum, der laut einem der Professoren mit Sauerampfer verwandt sein soll, was man auch als Nicht-Biologe ziemlich erstaunlich finden kann. Ein zweiter Baum liefert Früchte, die man (in Notzeiten) essen könnte, wenn man auf den Geruch von Farbe steht und bei einem dritten kann man sich mit den Samen entweder vor Moskitos schützen oder recht effektiv das Gesicht bemalen (die meisten entscheiden sich für letzteres). Ausserdem gibt es ein paar Pferde, die selbstverständlich gestreichelt werden müssen.
Sauerampfer-verwandter Baum (und Chris, der nie aus dem Bild gehen wollte)



Pferdefamilie


Früchte, die aussehen wie Dinoeier

Nationalparkhäuschen 

Kriegsbemalung

Material zur Kriegsbemalung

Bei dem Nationalpark-Kontrolleurs-Häuschen machen wir eine ziemlich lange Pause, denn wir müssen uns aus Nationalpark-Kontrolleurs-Häuschen-Kontrollzwecken in einem Buch eintragen, was eine Weile dauert, und können unser Wasser tauschen. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir nicht, wie weit der Weg noch sein würde. 


Anschließend geht es wieder durch Sekundärwald, um mal ein bisschen mit Fachbegriffen um sich zu werfen. (Sekundärwald ist, wenn man einen Wald (Primärwald) abholzt und dann neu pflanzt. Meistens lassen sich die Leute zwischen dem einen und dem anderen etwas Zeit und haben zwischenzeitlich auf dem gerodeten Waldplatz eine Weide oder eine Finca oder so etwas). Sekundärwald erkennt man schön an der Baumhöhe und dass noch nicht so viele Epiphyten (Pflanzen, die auf Pflanzen wachsen, z.B. Moos) auf den Bäumen wachsen. 
Wir bewundern eine Schlange, die sich als Ast tarnt (oder einen Ast, der sich als Schlange tarnt?), Termitennester und riesige Königreiche von Blattschneideameisen. Katharina erklärt mir nebenbei, dass Blattschneideameisen ihre Blätter schneiden, um sie als Dünger für Pilze, die sie züchten, zu verwenden. Also sind sie eigentlich wie winzig kleine Gärtner. Hakan (einer der Schüler) findet in der Zwischenzeit einen kleinen Gekko oder so etwas und bezeichnet ihn fortan als seinen Sohn und selbstverständlich will jeder Mal seinen "Sohn" halten. Dieser ist aber teilweise recht eigenwillig und springt von Person zu Person und klettert Arme, Schultern und Köpfe hinauf .

Peter mit Gekko

Meine Hand mit Gekko

Ich mit Gekko


Und DANN kommen wir zu einem Baum, der der Definition von Sekundärwald in jeder Form spottet. Vor uns erscheint ein Mammutbaum, dessen Umfang ich nicht einmal erahnen kann (oder vielleicht doch. So 20 bis 30 Meter werden es schon gewesen sein) und der in seiner Höhe über den restlichen Sekundärwald-Baumkronen verschwindet, aber es hieß, er solle so 60 - 70 Meter hoch sein. Die Maya verehrten früher diese Bäume und kletterten darauf herum, da Mammutbäume für sie die Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellten. Was sehr nachvollziehbar ist. Wir ehren den Baum auf unsere ganz eigene Weise: Indem wir auf ihm unser Mittagessen verdrücken. Anschließend machen wir ein paar sehr Touristen-mäßige Fotos ringsherum und unser uns begleitender Tico Louis (Ein anderer Mann mit Machete) findet eine Liane, mit der sich natürlich alle 23 Schüler, 6 Studenten und 4 Lehrer schwingen wollen. 


Ich beim Versuch einer Baumumarmung


zwischen den Wurzeln

Baum in nicht annähernd voller Höhe

kleiner Baum vor einer Wurzel (!!!) des Mammutbaumes, ich zum Größenvergleich


Mammutbaum von unten nach oben fotografiert



playing Tarzan  (man beachte bitte diesen Bizeps :P )



Das Tarzan-Spielen dauert etwas lang, darum verlieren wir kurzzeitig den Anschluss zu unserer restlichen Gruppe, finden sie aber recht bald wieder. Wir gelangen zu einem Schild, das sagt "San Josecito" und wir wissen, dass sich dort unser Strand befindet. Leider müssen wir dafür über einen Berg steigen und es beginnt ein langer Aufmarsch. Immer wieder  glauben wir, der Anstieg könnte nun nicht mehr länger dauern, da werden wir keuchend, schwitzend und dreckig eines besseren belehrt. Durstig und mit den ersten Nerven, die durchgehen, steigen wir teilweise in der prallen Sonne den Berg hinauf. Auf dem Weg finden wir eine baumstammdicke Liane, die beklettert werden will, was auch alle tun. Bis auf wir Mädchen. Nicht, weil wir nicht wollen, aber wir schaffen es einfach nicht. 


Lianenbekletterung


Als es bergab geht, verschwindet auch sehr bald unsere Freude über die nachgelassene Anstrengung, denn es ist steil und rutschig und sehr schlecht befestigt. Permanent stürzt jemand.
Peter schafft es im Fallen sich von einem Skorpion in den Daumen stechen zu lassen und kurz herrscht große Aufregung, bis Gott sei Dank klar wird, dass es nur ein sehr kleiner, recht ungiftiger Skorpion war. Langsam verlieren die ersten ihren Mut, dass wir noch jemals unser Ziel erreichen werden, da erheitert uns Niki (auch ein Schüler) mit einigen sehr eigenwilligen Interpretationen von "Sail" und "99 Luftballons". Nach einer Weile bitte wir ihn, es gut sein zu lassen.


Und endlich. ENDLICH. ENDLICH!!!! als es schon niemand mehr für möglich gehalten hätte, erreichen wir wieder ebenen Boden, ein Flussbett, dem wir folgen müssen. Nach 10 Minuten letztem Kampf hören wir endlich das Meer und dann sehen wir es.














Der Strand sieht aus, wie aus einem Katalog. Den Golfo Dulce vor uns, hinter uns Regenwald mit Palmen und viel Grün. Schnell wird sich umgezogen und ins Wasser gestürzt. Nie war ich so froh, ins Wasser gehen zu können und den ganzen Schweiß und Dreck abzuwaschen. Das Wasser ist badewasserwarm, sicher mindestens 36° C und wird auch nicht kühler, als ich ein Stück hinaus schwimme, aber das ist egal.
Am Strand gibt es dann Kokosnusswasser und Kokosnussfruchtfleisch direkt mit der Machete vom Kokosnussbaum geerntet als Überlebenssnack, denn wir alle haben unser Wasser verbraucht, sind hungrig und durstig.


Strand mit Kokosnuss







Zwei Stunden lang dürfen wir baden und uns am Strand von dem Tagesmarsch erholen, dann kommt ein Boot, um uns nach Golfito zu bringen.
Mit einem schönen Blick immer der Küste entlang können wir das strahlendblaue Wasser bewundern, Pelikane, Dschungel und dekadente Villen von Leuten, die sich hier ein Ferienhaus leisten können. Allmählich ziehen dunkle Wolken auf.
Auf dem Boot gibt es Cola, Bier und Wassermelone für alle. Zwei Chihuahuas gehören dem Bootsbesitzer, die wagemutig auf der Reling spazieren gehen und trotz des teilweise nicht zu glatten Seegangs das Boot umrunden. Ich fürchte immer bei einer größeren Welle, das gleich einer der Hunde im Wasser landet. Aber nichts passiert und auch diese Tiere werden ausgiebig gestreichelt. 





Wir umrunden einmal den Hafen von Golfito, bewundern von der Ferne Michael Schnitzlers Ferienhaus (Gründer des Regenwalds der Österreicher) und sehen am Strand einige winzige Hütten von sogenannten Landbesetzern, hinter denen die Sonne untergeht. 

Landbesetzer

Sonnenuntergang

mehr Sonnenuntergang



In der Sekunde, in der wir mit dem Boot am Hafen landen, beginnt es wieder wie aus Kübeln zu gießen. Wir rennen alle schnell zum Bus und werden trotzdem klatschnass. Nach einer kurzen Klopause ist es draußen schlagartig zappenduster, denn die schweren Regenwolken verdecken das verbliebene Sonnenlicht und die Sonne geht innerhalb weniger Minuten sehr rasch unter. Als wir im Bus sitzen, ist es schlagartig Nacht. 

Eine Stunde brauchen wir von Golfito zur Tropenstation. Golfito sieht im Dunkeln mit der spärlichen Hafenbeleuchtung und mit den flachen in die Berge gebauten Hütten gespenstisch aus. Mit dem Bus fahren wir durch düsteren Regenwald über eine Schotterpiste und durchqueren kurz vor der Tropenstation sogar einen Fluss. 
Als wir losfahren, sind wir alle nass und erschöpft. Wir dösen alle vor uns hin und meine Gedanken sind wieder einmal nur bei einem: Nämlich bei dir, Sebi. ;)