Sonntag, 31. Januar 2016

Tag 9 - Heimweh, Wasserfall und Trash-Musik

Heute erwischt mich das Heimweh, dass sich schon die letzten zwei Tage heimlich von hinten angeschlichen hat. Sicherlich freut es alle, die daheim sitzen und mitlesen, zu hören, dass ich euch vermisse. Insbesondere meine Familie und meinen Freund. ;)
Ansonsten ist der Tag eigentlich recht erfolgreich. Ich arbeite heute, weil ich morgen mit auf die Tageswanderung gehen möchte. Ich füttere als die Schweine, streichle professionelst die Katze, denn das gehört ja auch zu meinen Aufgaben als Praktikantin, und es ist sehr schwer so eine verwöhnte Katze richtig zu streicheln. Ich gieße die Pflanzen, die unter den Dächern stehen und deswegen nicht beregnet werden, streichle nochmal die Katze und entferne die vertrockneten Blätter aus den Chili-Pflanzen.












Später fragen mich Lea und Julia, ob ich mit zu einem Wasserfall baden kommen möchte. Der Wasserfall befindet sich ein Stück Weg weit hinter der Bar, in der wir am ersten Tag waren. Wir fahren also mit den Fahrrädern in der sengenden Hitze (es hat gefühlte 77°C bzw 133°F *) eine halbe Stunde über die schlaglöchrige, holprige Schotterstraße. Bei der Bar zahlen wir 5 Euro Eintritt und gehen dann noch 15 Minuten durch den Regenwald. Ich sehe sehr viele, wunderschöne bunte Schmetterlinge, für die ich allerdings immer zu langsam bin beim Fotografieren. Alle paar Meter kreuzt eine Blattschneideameisenstraße unseren Weg.  Dann kommen wir zu einem wunderschönen Wasserfall. Ein schmaler, abenteuerlicher Pfad führt noch weiter hinauf, wo man zu natürlichen Wasserbecken in den Stufen des Wasserfalls kommt. Wir gehen barfuß und ich hoffe, keiner giftigen Schlange zu begegnen. Wir (sonnen-)baden dort eine Weile und kommen dann zum Mittagessen nach Hause.






Weil ich Kopfschmerzen habe, hau ich mich eine Weile aufs Ohr am Nachmittag und geh dann noch mal in die Finca Modelo.
Danach bin ich damit beschäftigt, per Hand für ein Schild für die Finca Modelo Buchstaben aus dem Teakholz zu schnitzen. Das findet recht bald Anklang bei allen anderen auf der Station und alle möchten sich in einem Buchstaben verewigen.

Am Abend fängt es an wie aus Kübeln zu gießen. In wenigen Sekunden sind alle, die im Garten herumlaufen, durchnässt und der Strom fällt aus. Mit Taschenlampen und Kerzen bewaffnet gibt es eine tropische Version von Dinner In The Dark.

Anschließend sitzen wir wieder alle abwechselnd am Schild für die Finca und hören dabei laut mitsingend wunderschöne Lieder wie "Push the Button", "Everytime you Touch" und "Sexy Back".







*mein Easter-Egg für dich, Sebi. ;)

Tag 7 & 8

Am Freitag arbeite ich wieder auf der Finca Modelo und versetze (Erd-)Berge mit einer Schaufel, wobei mir ein wenig Haut an den Handflächen verloren geht. Ansonsten ist ein eher ruhiger Tag. Ich habe mittlerweile eingelebt. Ich sehe zwar noch immer spannende Tiere und Pflanzen, habe aber jetzt nicht mehr jede Sekunde die Kamera bereit. Ich werde trotzdem versuchen, sie für euch abzulichten. Aber ich habe ja Zeit und die meisten sind Dauerbewohner der Tropenstation.

Am Abend erzählen wir Studentinnen uns unsere spannendsten "love stories" und es findet ein Tischtennisturnier für die Schüler statt.

Am Samstag ist auch nicht viel los, weil mein freier Tag ist, also hänge ich hauptsächlich in der Hängematte herum.
Am Nachmittag sehe ich aber, wie eine Schülerin (Olivia) Svenja ein ziemlich schönes Hennatattoo auf die Schulter malt. Die Hennatattoos sind mir auch schon bei anderen Schülern aufgefallen und ich möchte natürlich auch sofort eins haben.
Künstlerin in Action


Nach 30 Minuten stillsitzen, sieht mein Tattoo so aus und ich bin hin und weg:

Fertiges Hennatattoo


In der Mitte Olivia (die Henna-Künstlerin)

Am Abend gibts noch ein Lagerfeuer mit Gitarrenmusik. Elias bringt seine Enkelin Estrella mit, die gleich mit meiner Digitalkamera durch die Gegend zieht und verschwommene Fotos vom Boden macht. Aber sie ist süß und ich spiele mit ihr eine sehr kreative Runde Tischtennis, die natürlich sie gewinnt und in der es hauptsächlich darum gibt, dass sie mich mit Bällen beschießt und ich sie wieder aufhebe.


Estrella






Donnerstag, 28. Januar 2016

Tag 6 - Kakaoplantage & Bad am Wasserfall

Heute darf ich meine Arbeit liegen lassen und begleite mit 3 anderen Studentinnen (Sandra, Elisa, Kathi) die Schülergruppe bei ihrer Exkursion.

Um 8 geht es mit Lunchpaket in einem abenteuerlichen "Taxi" los - 18 Leute nehmen hinten stehend auf der Ladefläche Platz und wir machen uns auf den Weg zur Finca La Bolsa - da, wo ich am ersten Tag mit Sabine war.



Den Schülern wird noch einmal der Wald gezeigt, wie er nach dem Wiederbewaldungsprojekt aussieht. Wir sind etwa eine Stunde im Wald unterwegs und kommen dann auf die Kakaoplantage, wo wir von einem Pferd begrüßt werden.


Auf der Plantage selbst gibts erstmal irgendeinen Saft zu trinken und dann bekommen wir eine Führung über die Plantage, wo uns verschiedene Kakaobäume erklärt werden und wir wieder Kakao-Pulpa kosten dürfen. Die Kerne sollen wir zurückgeben. 

In den nächsten Bildern erkläre ich kurz, wie Schokolade hier gemacht wird.

Juice

Fancy Hut

Kakaofrucht mit Pulpa


schlecht fotografierte Kakaoblüte

Kakaosorte aus Nicaragua (rot)




Kakaobohnen rösten

die Schale wird einfach "weggefächert"

Dann durch eine Art "Fleischwolf" gedreht


100% Schokolade

Schokoladen Close up

Souvenirs


Der 100% Schokolade wird Wasser und Zucker hinzugefügt



und dann gibts Schokofondue mit Schokolade


Anschließend geht es innerhalb von 5 Minuten wieder zurück zum "Taxi" und weiter zum Wasserfall. Man kann sogar an der Seite den Wasserfall hinaufklettern und oben gibt es einige schöne Wasserbecken zum Springen und Baden. Ich hoffe, dass ich die Fotos von den Lehrern der Schulklassen bekommen, denn ich wollte nicht mit der Kamera den Wasserfall hinaufklettern.

Ölpalmenplantage




Becken oberhalb des Wasserfalls



Panorama auf dem Rückweg

Ich sehe beim Umziehen irgendein schwarzes Tier mit langem, beweglichen Schwanz in der Größe eines Hundes. Später frage ich Florian, was das gewesen sein könnte und er meint, es wäre möglicherweise ein schwarzer Jaguar gewesen, da sich dort einige wenige Jaguare aufhalten, aber normalerweise nur nachts unterwegs sind. Cool wärs jedenfalls. 


Tag 5 - Party im Fluss

Am Vormittag heißt es wieder ANPACKEN. Ich fahre mit Daniél auf seinem Motorrad zur Finca Modelo und da ich zum ersten Mal auf einem Motorrad sitze, verstehe ich auch zum ersten Mal den Reiz daran.
Diesmal ist Schluss mit all der Softie-Gartenarbeit. Kein simples Blumengießen und Ernten mehr, oh nein. Heute bekomme ich eine Machete in die Hand, kurze Sicherheitsinstruktionen ("Vorsicht, scharf") und dann muss ich einen Berg Bananenpflanzen (sind ja keine Bäume) Häcksler-freundlich in Scheite hacken. Am Anfang stelle ich mich an wie der erste Mensch, aber je mehr Scheite ich zerteile und je mehr ich in die Schubkarre staple, umso stolzer werde ich irgendwie.


Aber zuerst noch die Bilder von meinem Weg zur Finca Modelo von gestern
Weg


Reiher oder sowas

Pferd  beim Baden

Costa Rica Kühe mit Hasenohren


Flauschblumenbaum


Katze in günstigem Moment fotografiert

Unter den halb verrotteten Stämmen kriecht alles mögliche Geschmeiß hervor: Kröten, Käfer, Kakerlaken und faustgroße Spinnen. Die Stämme selbst sind schleimig und schwarz und riechen modrig. Und all das macht mir nicht das Geringste aus. Ich platze ein bisschen vor Stolz, dass man mir diese Arbeit zutraut (trotz der Bohnenstangen-artigen Anatomie und trotz genereller Unfähigkeit) und dass ich es vor allem kann. Ich gerate während der Arbeit in einen leicht meditativen Zustand und freue mich darüber, dass ich mich doch nicht so zimperlich und blöd anstelle. Danach muss ich zwei Haufen Komposterde mit der Schaufel umlagern.
Am Abend davor werde ich von den österreichischen Lehrern zu einem Mädchen gerufen, die Schmerzen in der Hüfte hat und ich die einzige, (halbwegs) medizinisch ausgebildete Person bis nach Golfito bin (immerhin befinden wir uns ja mitten im Wald). Eine kurze Anamnese und ein paar klinische Tests, die meine Uni stolz machen würden, verbunden mit meinen Unterlagen von der Uni ergeben, dass das Mädchen vermutlich ihr Iliosakralgelenk fehlbelastet hat. Meine Erinnerung an Orthopädie, ein bisschen Hausverstand und ein versichernder Blick in die Unterlagen sagen mir: Ibuprofen, Eis und, wenn halbwegs schmerzfrei möglich, trotzdem bewegen, damit das Gelenk nicht weiter blockiert.
Tatsächlich geht es dem Mädchen am Tag drauf besser und sie und die Lehrer bedanken sich bei mir. Das verbunden mit der harten Arbeit geben mir ein ziemlich tolles Gefühl. Alle, die mich kennen (und das sind vermutlich alle, die diesen Block lesen) freuen sich vermutlich, hoffe ich, für mich, dass ich endlich allmählich glaube, dass ich vielleicht doch gar nicht so unbeholfen, ungeschickt und unfähig bin. Jedenfalls hat sich bei dem ganzen Gegrabe und Bananenstauden-Zerhacke der ganze Costa-Rica-Trip in eine Selbstfindungs-Reise verwandelt und auch wenn nicht beabsichtigt, ist das doch ziemlich schön.

Und jetzt ist wieder Schluss mit der ganzen Selbstbeweihräucherung und Hippie-Gelaber, ich wollte euch nur kurz an meiner Freude teilhaben lassen.
Am Nachmittag mache ich den Vorschlag, in den Bach baden zu gehen. Lea, Isabelle und Julia schließen sich der Idee an und wir fahren zusammen mit Daniél an den Rio bonito. Unterwegs organisiert Daniél noch Imperial, la cerveza de Costa Rica, für uns alle, denn Sarah hat ihren 23. Geburtstag und wir wollen am Fluss anstoßen. Der Fluss ist unglaublich warm und obwohl er sehr flach ist, ist die Strömung stark genug, um uns ein Stück weit treiben zu lassen.




Auf dem Rückweg sehen wir uns noch die Bar an, in der wir heute Sarahs Geburtsparty feiern möchten und reden im Auto über verschiedene, in Vergessenheit geratene deutsche Castingbands.

Am Abend dann ziehe ich ins Rancho, da ich trotz Oropax nicht schlafen kann

Dienstag, 26. Januar 2016

Tag 4 - Abenteuer-Fieber

Der Vormittag verläuft mittlerweile sehr routiniert. Ich wache um 4 Uhr morgens aufgrund des infernalischen Geschnarches meiner Mitbewoherin auf und wechsle erneut auf die Hängematte (später am Nachmittag schenkt sie mir Oropax und wir kommen stillschweigend überein, dass sie ja immerhin nix dafür kann und wir pfeifen in Gedanken gemeinsam eine Friedenspfeife). Nach dem Frühstück fahre ich mit dem Fahrrad auf die Finca Modello, denn heute tue ich, wofür ich immerhin gekommen bin: Ich soll pflanzen. Mit dem pinken, aber sehr bequemen "Diva-Bike" (das steht auf dem Sattel) radle ich los und will fotografieren, was meinen Weg säumt. Aber ich habe Pech, denn sowohl der Akku meines Handys auch der der Kamera meines Papas sind ALLE.

Pinke Flauschblume

Schmetterling 1

Schmetterling 2


Bei der Finca pflanze ich wie besessen, bis ich von Anton (einem Professor der Uni Wien, mit dem ich auch vor einem Jahr meinen Aufenthalt hier ausgehandelt habe) aufgefordert werde, den Schülern meine Tätigkeit zu erklären. Also tue ich das vor glasigen Augen und fühle mich so wohl wie ein Fisch an Land. Aber es ist ganz ok und ich kann dafür eine Kakao-Pulpa-Verkostung raushauen. Die Pulpa ist das weiße, etwas schleimige Zeug um den Kern herum (meine Grazer Freunde wissen bestimmt Bescheid, denn fast jeder Steirer war sicher schon mal in der Zotterfabrik), schmeckt süß, lecker und lässt sich leicht von dem Kern runterlutschen. Ich behalte zwei Kerne, um sie vielleicht daheim einzupflanzen und esse einen. Es schmeckt bitter und sehr sehr entfernt nach Schokolade, aber weit entfernt von gut. Wenn man den Kern aufbeißt, ist er innen lila.
Mit immernoch brüchigem, aber immer besser werdendem Spanisch kann ich mit Elias ausmachen, dass ich zur Station fahre, um Schweinefutter zu holen (und meine zweite Kamera). Das Schweinefutter ist nicht da, aber meine Kamera, also kann ich ein paar Fotos von Kühen, Reihern (?), bunten Pflanzen und einem Pferd, dass sich im Fluss abkühlt, machen.
Auf der Finca zurück erkläre ich: "No comida por los cerdos. Lea dice, que Daniel tiene la comida". Das zieht und ich gehe dazu über, Pflanzen zu gießen, mich selbst zu gießen, weil es heiß ist und meinen Hut zu gießen, weil dem auch heiß ist und ich ihn dann aufsetzen kann. Die Katze spielt mit einer Eidechse oder so was und meine Versuche, sie wegzutragen, scheitern kläglich. Sie findet das arme Viecherl immer wieder.



Ich pflanze noch zwei Bäume, stelle mich beim Loch graben unsagbar dämlich an, aber schaff es trotzdem und verschwinde zu Mittag auf die Tropenstation. Dort tue ich es dem Pferd gleich und setze mich in den Fluss. Ich sehe ein paar Basilisken (auch Jesus-Christus-Echse genannt) über das Wasser rennen und beschließe in einer Anwandlung von Abenteuerlust dem Fluss aufwärts zu folgen. Irgendwann mache ich aber kehrt, weil es gibt Mittagessen und beschließe das Abenteuer auf einen anderen Tag mit besseren Schuhen zu verlegen. Außerdem hat auch der Akku meiner zweiten Kamera den Geist aufgegeben und ohne Fotos ist so eine Flusswanderung ja auch irgendwie nix.





Und nun kommen wir zu einem Teil, bei dem meine Mama vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird. Denn mich packt die Entdeckerwut und da wir gerade zu viert allein auf der Station sind und die anderen drei mit Arbeit schreiben beschäftigt sind, packe ich mein Zeug für eine Wanderung und melde mich vage mit den Worten "wenn ich bis zum Abendessen nicht zurück bin, rettet mich!" ab. Wie es sich für einen guten (oder eher sehr schlechten?) Abenteurer gehört, gebe ich nicht mal an, wohin ich gehe. Ich marschiere die Schotterstraße zur Esquinas Lodge entlang.
Auf der linken Seite befindet sich auf dem Grundstück der Lodge ein Teich mit Kaimanen. Ich kann sogar einen entdecken, aber die schleißige Handykamera macht nur sehr vage, Loch Ness mäßige Fotos. Ich schwöre aber, dass er da ist.



Irgendwo da rechts war der Kaiman. Wirklich.


Dann gehe ich weiter und frage höflich bei der deutschsprachigen Rezeptionistin nach, ob ich den Waterfall Trail gehen dürfte. Sie sagt mir sehr freundlich, dass sie in der Lodge ihren Gästen am Nachmittag eigentlich empfehlen, nicht mehr in den Wald zu gehen. Es wird ja auch sehr schnell finster im Wald. Aber sie sagt auch, dass ja schließlich permanent Studenten von der Station hier durch den Wald gurken, also es schon ok gehen wird. Ich verschweige ihr geflissentlich, dass ich eigentlich nicht mal Botanikerin bin und bedanke mich. Eigentlich hätten mich ihre Worte abhalten sollen, aber in einem Anfall von zu gleichen Teilen vertretener Abenteuerlust, Dummheit, Ungeduld und "Ach, scheiß drauf" jugendlichem Übermut gehe ich beschwingt in den Wald hinein.
Kinder, macht das nicht nach. Das Unternehmen war von vorn herein quasi ein Himmelfahrtskommando (na ja, vielleicht auch nicht, aber ich mag das Wort Himmelfahrtskommando wegen seiner dramatischen Wirkung.), denn ich hatte a) keinen Empfang am Handy, b) wusste nur die Rezeptionistin, wo ich stecken könnte, c) hatte ich kaum Wasser dabei (was das geringste Problem darstellen sollte, denn ich befand mich ja auf dem Waterfalltrail, der entlang des Flusses verläuft) und d) trug ich nur Wanderschuhe, was mir wegen der Möglichkeit einer Schlange zu begegnen noch am meisten Sorgen bereitete. Nichts desto trotz ließ ich mich nicht aufhalten.







Ich gehe durch den Wald, erfreue mich an der üppigen, dichten Vegetation und an den vielen Schmetterlingen, die ich auch zum Teil fotografiere. Ich sehe auch wieder einen blauen Morphofalter, der sogar nicht allzu fern von mir landet, aber seine Flügel schließt und deswegen fotomäßig nicht zu gebrauchen ist. Für alle, die trotzdem gerne wissen wollen, wie der aussieht: Hier ein
Foto mit Link

http://www.nr-kurier.de/artikel/18788-fruehling-im-herbst--warum-es-in-sayn-jetzt-noch-schmetterlinge-gibt

Den ersten Wasserfall bewundere ich eine Weile gebührend und steige dann weiter über immer steiler und schmaler werdende Hänge durch den Regenwald hinauf. Es ist heiß und ich zerkoche allmählich. Ich fühle mich sehr Indiana Jones-mäßig wie so häufig hier in Costa Rica, aber die Vorstellung von Giftschlangen lässt mich doch sehr auf jeden Schritt achten. Lianen, unendlich hohe Bäume, Spinnen, Schmetterlinge und Frösche begegnen mir bei meinem Aufstieg und mir steht der (Angst-)Schweiß auf der Stirn.


Wasserfall



Und plötzlich geschieht etwas unmögliches: Vor mir steht ein Jaguar. Eine zwei Meter lange Raubkatze, die noch niemand hier gesehen hat. Ich will zurückweichen, doch hinter mir kriecht eine tödlich giftige Lanzenotter aus dem Laub. Rechts Abgrund, links der Wasserfall. Es gibt kein Entkommen vor dem sicheren Tod.

Riesenwurzeln

Bildunterschrift hinzufügen

Riesenbaum

Finde den Frosch

Außer aus meinen Tagträumen aufzuwachen und mir das Jaguarbild aus einer Fotofalle genauer anzusehen. Ich bin auf dem Kamm des Hangs angekommen und stehe an einer Kreuzung. Weil ich in meiner unvermeidlichen Intelligenz auch die Karte vergessen hab, weiß ich nicht, in welche Richtung ich gehen muss, stehe eine Weile ratlos da, trinke Wasser und entscheide mich nach 100 Metern in die sicherlich falsche Richtung, umzukehren und das Abenteuer vorerst zu beenden. Denn ich bin auch schon seit einer dreiviertel Stunde unterwegs und es wird bald dunkel.
Also kehre ich um und mach mich wieder auf den Abstieg, bewundere erneut auf dem Rückweg den Wasserfall und verlasse den Wald. Kaum bin ich wieder auf dem sicheren Boden der Lodge, schleicht sich ein unverschämtes, siegesgewisses Grinsen auf mein Gesicht. Eh nix passiert, denke ich mir. War ja gar nicht schwierig, sollen nicht alle gleich den Verstand verlieren, wenn man mal auf eigene Faust durch einen fremden Wald latscht, klopfe ich mir in jugendlichem Übermut selbst auf die Schulter.
Aber so sind wir jungen Leute nun mal: Jung, dumm, übermütig, unverschämt und selbstverliebt. Wir überschätzen uns selbst, leben unsicher und haben vor allem große Angst, irgendetwas zu verpassen, denn schließlich will ich was sehen, wenn ich schon mal in Costa Rica bin. Und dann nehmen wir alles auf die leichte Schulter, denn schließlich ist ja nix passiert und wie wir alle wissen, ist ja auch noch nie jemand dabei überfahren worden, wenn man ohne zu gucken über die Straße geht. ;P

flirty Kaiman wünscht eine gute Nacht