Sonntag, 24. Januar 2016

Tag 1

Nachdem ich aus dem Taxi aussteige, sehe ich auch schon die erste Studentin - Lea - die mir zeigt, wo ich mein Zeug hinschmeißen kann und mir eine kurze Führung gibt. Dann gibts erstmal Frühstück und ich lerne gleich mal die meisten anderen Student/innen kennen: Julia, Svenja, Anna, Florian, Christoph, Sabine, Isabel. Sie alle studieren einen Zweig der Biologie und schreiben hier ihre Projekte/Diplomarbeit/Masterarbeit/Doktorarbeit. Einige von ihnen waren schon öfters auf der Tropenstation bzw. sind mehrere Monate für ihre Projekte da.

Während ich beim Frühstück sitze, bestaune ich das "Wildlife". Entgegen meiner Vorstellung, dass ich mich um drei Uhr morgens mit einem Fernglas mucksmäuschenstill in den Wald setzen müsste und dort drei Stunden warten, sehe ich bereits nach 10 Minuten direkt neben der Terrasse so einige Tiere: Kolibris, Agutis, einen blauen Morphofalter und lauter Vögel, die ich nicht bestimmen kann. Nach dem Frühstück streune ich erst mal mit meiner Kamera durch den riesigen Garten der Tropenstation und fotografiere wie besessen. Das waren die Fotos vom letzten Post. Leider konnte ich nicht alles festhalten, Vögel und Schmetterlinge sind ja auch verdammt flinke Biester. Aber ich werde dranbleiben.

Ich bekomme ein Zimmer und räume mein Zeug aus. Im Zimmer gibts zwei Stockbetten, ich werde also bald Mitbewohner haben, einen Schrank, eine Kommode und einen Schreibtisch. Fenster gibts keine, nur Moskitonetze, aber es ist sowieso auch nachts sehr warm. Toiletten und Duschen sind draußen und es gibt in den meisten nur Kaltwasser, was aber nichts macht, weil man tagsüber sowieso gekocht wird. Die Luft kann man fast trinken, so feucht ist es. Ich liebe es.

Um 10 fahre ich mit Daniel (einem costa-ricanischen Forscher auf der Tropenstation)  und Sabine erstmal zu einem anderen Garten in der Nähe. Es gilt lange Hosen und Gummistiefel-Pflicht im Wald, man möchte ja weder von Moskitos zerstochen noch von Schlange gebissen werden. Insbesondere nicht von der sehr giftigen Lanzenotter.
Deswegen und wegen dem heißen, feuchten Klima bleibt für Eitelkeit auch sehr wenig Zeit.
Wir nehmen einen Mann mit Machete mit, dessen Namen ich leider vergessen habe, und fahren zu einem ziemlich großen Stück Wald, wo Sabine für ihre Masterarbeit Bäume vermessen soll.
Vor sieben Jahren war dieser Wald eine einzige Weide, die man wieder bewaldet hat. Das ist ziemlich unglaublich, denn als wir den Wald betreten, stehen die Bäume sehr dicht und wild, dass es kaum ein Durchkommen gibt. Deshalb geht der Mann mit Machete auch voran.

ein Fluss, den es zu queren gilt

Der Mann mit Machete (ich schreib das so gern, das klingt wie Buchtitel von nem Thriller oder so)

Costa Rica Kühe

Steiler Aufstieg zum Waldstück

Als wir in den Wald einsteigen, wird es steil, matschig und rutschig. Außerdem muss man sowohl auf den Boden achten, falls sich dort irgendetwas, möglicherweise giftiges bewegt, als auch auf die Äste über einem, da Schlangen offenbar auch gerne mal mit Ästen verwechselt werden bzw von selbigen mehr oder weniger freundlich gesinnt herunterfallen.

Im Dickicht suchen wir die ursprünglich gepflanzten Bäume, die SEHR schwer zu finden sind. Trotz Liste. Trotz Karte.
Wir steigen steile Aufhänge auf und ab, finden irgendwann am "Rio claro" dessen Wasser man theoretisch auch trinken kann, eine kleine Hütte, und suchen von dort aus weiter. Es ist leicht sich zu verirren, denn ist gibt keine Pfade. Ich fühle mich heimlich wie Indiana Jones.
Ich soll Sabine ab und an helfen, die Bäume zu vermessen, da es a) sehr viele (über 2000 oder so) sind und b) man in diesen Wald besser nicht alleine geht. Verloren geht man besser zu zweit als allein.

Überall WALD

Baumbestimmung

Rio claro

Blattschneide-Ameisen-Straße

Irgendwann sind die ersten Bäume der zu vermessenden Reihen gefunden und wir kehren sehr verschwitzt und dreckig zum Mittagessen zurück.

Ich quatsche ein wenig mit Isabel, die mir erzählt, dass sie ein paar Pflanzen vermessen muss für ihre Diplomarbeit und dass ich mitkommen kann, wenn ich möchte. Sie zeigt mir also den restlichen Garten, der doch wesentlich größer ist, als zuerst gedacht. Ganz hinten im Garten an der Grenze zum "wilden" Wald befindet sich das Rancho, wo einige von uns schlafen. Es sieht sehr spektakulär aus, da man nur durch ein Moskitonetz vom Rest der Welt getrennt wird. 

Kakaobaum mit noch unreifen Früchten

Ananas im Nutzgarten

Stachellose Bienen

Rancho

Und dann gehen wir in den Wald, um Isabels Pflanzen zu suchen. Wir folgen dem Bird Trail, der uns auch an der Esquinas Lodge vorbeiführt und vermessen Isabels Pflanzen nach Größe der ganzen Pflanze, des Hochblatts und des Kolbens. Einige müssen noch markiert werden und sind, auch wenn direkt neben dem matschigen Pfad gelegen, teilweise im Dickicht schwer zu finden. Ich fotografiere wieder einmal alles, was meinen Weg kreuzt und bin im 7. Tropenhimmel. Um uns herum zirpen die Grillen und das wird teilweise ECHT laut. Noch mehr Regenwald-Feeling gibts fast nicht. Vor allem, weil ich meine lange Hose vergessen habe und die Moskitos mich auffressen. ;P
Isabel erklärt mir sehr viel über die Bäume, den Wald, den Boden, was ich sehr nett und sehr interessant finde. Ich hoffe, ich merke mir alles, was sie mir so erzählt


Eine von Isabels Pflanzen, die vermessen werden wollen

Wald

WALD

Isabel am Fluss (malerischer Name für ein Foto)

Maria am Fluss mit ohne lange Hose (weniger malerisch)

Ameisenest am Baum

Brettwurzeln (um mehr Luft und Nährstoffe aufnehmen zu können)

Fackelingwer (Etlingera elatior)

Auch irgendeine Ingwerblüte glaube ich

Fancy lila Blätter bei der Esquinas Lodge

Fluss

die Bäume werden sehr hoch im Regenwald
Vogel, der uns auf unserem Weg folgt

eventuell eine Wanderpalme

Blick durch das Blätterdach

sicher eine Wanderpalme

Bei der Esquinas Lodge angekommen, markieren wir die letzte Pflanzen und machen uns auf den Weg zurück. Es wird allmählich dunkel. 
Wir gammeln alle ein wenig in den Hängematten herum und quatschen, es gibt Abendessen inklusive Geburtstagskuchen für Sarah, die heute Geburtstag hat. 
Um 20:30 fahren wir dann (fast) alle zu einer kleinen Bar, um zu feiern. Es ist um 7 bereits stockfinster im Wald, aber bei der Bar kann über den Schatten der Bäume einen klaren Sternenhimmel und den Vollmond bewundern. Die Mädels tanzen alle ziemlich gut Bachata zu lauter ziemlich bekannten, spanischen Liedern.
Halb 12 will ich dann aber doch heim, denn der Tag dauert für mich schon 21 Stunden und ich bin müde.
Alles in allem also ein fantastischer, erster Tag und ich freu mich auf die kommenden 30. 
Vorerst nur ein Bild von meiner Cola-Rum, weil ich erst noch fragen muss, ob es ok für alle ist, Bilder von ihnen in meine Blog hochzuladen.


1 Kommentar:

  1. Schöner Blog :) Freu mich auf deine weiteren Abenteuer. Hat mir den Abend versüßt :*

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