Donnerstag, 28. Januar 2016

Tag 5 - Party im Fluss

Am Vormittag heißt es wieder ANPACKEN. Ich fahre mit Daniél auf seinem Motorrad zur Finca Modelo und da ich zum ersten Mal auf einem Motorrad sitze, verstehe ich auch zum ersten Mal den Reiz daran.
Diesmal ist Schluss mit all der Softie-Gartenarbeit. Kein simples Blumengießen und Ernten mehr, oh nein. Heute bekomme ich eine Machete in die Hand, kurze Sicherheitsinstruktionen ("Vorsicht, scharf") und dann muss ich einen Berg Bananenpflanzen (sind ja keine Bäume) Häcksler-freundlich in Scheite hacken. Am Anfang stelle ich mich an wie der erste Mensch, aber je mehr Scheite ich zerteile und je mehr ich in die Schubkarre staple, umso stolzer werde ich irgendwie.


Aber zuerst noch die Bilder von meinem Weg zur Finca Modelo von gestern
Weg


Reiher oder sowas

Pferd  beim Baden

Costa Rica Kühe mit Hasenohren


Flauschblumenbaum


Katze in günstigem Moment fotografiert

Unter den halb verrotteten Stämmen kriecht alles mögliche Geschmeiß hervor: Kröten, Käfer, Kakerlaken und faustgroße Spinnen. Die Stämme selbst sind schleimig und schwarz und riechen modrig. Und all das macht mir nicht das Geringste aus. Ich platze ein bisschen vor Stolz, dass man mir diese Arbeit zutraut (trotz der Bohnenstangen-artigen Anatomie und trotz genereller Unfähigkeit) und dass ich es vor allem kann. Ich gerate während der Arbeit in einen leicht meditativen Zustand und freue mich darüber, dass ich mich doch nicht so zimperlich und blöd anstelle. Danach muss ich zwei Haufen Komposterde mit der Schaufel umlagern.
Am Abend davor werde ich von den österreichischen Lehrern zu einem Mädchen gerufen, die Schmerzen in der Hüfte hat und ich die einzige, (halbwegs) medizinisch ausgebildete Person bis nach Golfito bin (immerhin befinden wir uns ja mitten im Wald). Eine kurze Anamnese und ein paar klinische Tests, die meine Uni stolz machen würden, verbunden mit meinen Unterlagen von der Uni ergeben, dass das Mädchen vermutlich ihr Iliosakralgelenk fehlbelastet hat. Meine Erinnerung an Orthopädie, ein bisschen Hausverstand und ein versichernder Blick in die Unterlagen sagen mir: Ibuprofen, Eis und, wenn halbwegs schmerzfrei möglich, trotzdem bewegen, damit das Gelenk nicht weiter blockiert.
Tatsächlich geht es dem Mädchen am Tag drauf besser und sie und die Lehrer bedanken sich bei mir. Das verbunden mit der harten Arbeit geben mir ein ziemlich tolles Gefühl. Alle, die mich kennen (und das sind vermutlich alle, die diesen Block lesen) freuen sich vermutlich, hoffe ich, für mich, dass ich endlich allmählich glaube, dass ich vielleicht doch gar nicht so unbeholfen, ungeschickt und unfähig bin. Jedenfalls hat sich bei dem ganzen Gegrabe und Bananenstauden-Zerhacke der ganze Costa-Rica-Trip in eine Selbstfindungs-Reise verwandelt und auch wenn nicht beabsichtigt, ist das doch ziemlich schön.

Und jetzt ist wieder Schluss mit der ganzen Selbstbeweihräucherung und Hippie-Gelaber, ich wollte euch nur kurz an meiner Freude teilhaben lassen.
Am Nachmittag mache ich den Vorschlag, in den Bach baden zu gehen. Lea, Isabelle und Julia schließen sich der Idee an und wir fahren zusammen mit Daniél an den Rio bonito. Unterwegs organisiert Daniél noch Imperial, la cerveza de Costa Rica, für uns alle, denn Sarah hat ihren 23. Geburtstag und wir wollen am Fluss anstoßen. Der Fluss ist unglaublich warm und obwohl er sehr flach ist, ist die Strömung stark genug, um uns ein Stück weit treiben zu lassen.




Auf dem Rückweg sehen wir uns noch die Bar an, in der wir heute Sarahs Geburtsparty feiern möchten und reden im Auto über verschiedene, in Vergessenheit geratene deutsche Castingbands.

Am Abend dann ziehe ich ins Rancho, da ich trotz Oropax nicht schlafen kann

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen