Montag, 25. Januar 2016

Tag 3 - Arbeit!!!

Heute morgen wache ich "sanft" aus dem Schlaf gerissen um 4 auf, weil meine neue Mitbewohnerin verkühlt ist und extrem laut schnarcht.
Ich wechsle also auf die möglichst weit entfernteste Hängematte, da man wegen der unverglasten Fenster ihr Schnarchen noch ziemlich weit hört.
Die Regenwaldgeräusche wirken in Realität genauso entspannend wie auf CD, also döse ich noch ein wenig bzw. unterhalte mich über WhatsApp noch ein bisschen mit meinem Freund, der schon seit 5 Stunden wieder in Österreich in der Bib sitzt und lernt.

Hängematte in der Nacht

Um 6 begleite ich Florian und Isabelle in den Wald, um Kameras aufzustellen, damit sie später beurteilen können, ob Bienen die Pflanzen besucht haben.
Bis um 7 sitze ich mit Isabelle dann vor einer ihrer Pflanzen (Spathiphyllum phrynifolium), vermessen sie, bestimmen den Duft und warten (vergeblich) auf Bienen. Affen sehe ich leider keine, aber dafür ein Eichkätzchen, dass durch den Wald springt.
Um 7 latsche ich durch den matschigen Wald zurück und frühstücke mit den anderen.

Dann geht's mit Daniél auf zur Finca Modelko , denn ich habe ja Arbeit zu tun. Ich bitte Daniél, Spanisch mit mir zu reden, weil ich will ja auch was lernen. Sehr, sehr basic Sätze mit viel Geduld und langsam ausgesprochen kann ich schon verstehen und in "Spanglish" antworten.

Dann mache ich mir endlich mal die Hände schmutzig.
Ich ernte den ganzen Vormittag Chilis, Sternfrüchte, Rucola, Okraschoten, Bohnen und madiges Fallobst. Es macht sogar Spaß, aber bevor sich meine Mama jetzt Zuhause zu sehr freut, weil ihre gärtnerfaule Tochter doch noch Gartenarbeit für sich entdeckt hat: Es ist nicht dasselbe, wenn man nicht im Regenwald Sternfrüchte einsammelt und immerhin indirekt zur Rettung des Regenwaldes beiträgt (immerhin gibts heute Abend das, was ich geerntet habe zum Dinner, also sorge ich für das Überleben der Leute, die für das Überleben des Regenwaldes zuständig sind.). ;P

Ein Teil meiner Ernte fürs Abendessen

Ich bin auch fürs Wässern des Gartens verantwortlich und während des Gießkanne Hin- und Herschleppens fange ich an, in meinen Sachen allmählich gut durch zu kochen.
Eine kleine Katze begleitet mich die ganze Zeit und versucht beim Ernten mit ihren Pfoten meine Hände einzufangen, also bin ich auch in guter Gesellschaft neben Elias (der Mann mit der Machete), der sehr freundlich ist, aber kein Wort Englisch spricht, weswegen unsere Kommunikation nur mithilfe von Händen und Füßen halbwegs funktioniert.

Katze beim Inspizieren meines Rucksacks

Ich hab eine Wasserflasche dabei, die ich so leer trinke, wie Indiana Jones und jeder andere mehr oder weniger namhafte "Abenteurer" es bestimmt auch tun würde: Die Hälfte läuft vor lauter Hast in mein T-Shirt, aber das hilft wenigstens für einige Minuten gegen die Hitze.
An die Hitze übrigens habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt. Nachts ist es sowieso in Ordnung und tagsüber besteht der Trick darin, einfach zu akzeptieren, dass man schwitzt. Dass alle schwitzen. Und dass die Luft sowieso auch noch feucht ist und es eh irgendwann mal regnet. Man ist also sowieso durchgehend nass.
Der Himmel verkündet irgendwann zu Mittag mit schweren, dunklen Wolken "lluvia" - Regen, aber derweil ist noch kein einziger Tropfen heruntergekommen.

Zu Mittag gehts zurück auf die Tropenstation. Ein Kampf um die Duschen bricht aus, weil auch die Schüler zurück sind. Mittagessen, Chillen.
Ich helfe Isabelle beim Einsammeln der Kameras, denn der Himmel wird immer Regen verheißender (es kommt trotzdem nichts runter). Auf dem Weg durch den Wald finden wir einen sogenannten "devil's garden" - eine Akazie, die mit Ameisen eine Symbiose eingeht. Die Pflanze bildet für die Ameisen Futterkörperchen und in wie zu Dornen umgewandelten Blättern hausen die Insekten. Die Ameisen wiederum sind ziemlich aggressiv und vernichten ALLES rund um ihre Pflanze. Im Umkreis von zwei Metern wächst keine andere Pflanze. (Morgen gibts ein Foto).





Einer der Ticos der Station erntet Kokosnüsse von der Palme und schneidet sie mit der Machete auf. Mit meinem allergewinnendsten Lächeln kann ich eine Kokosnuss ergattern und sie austrinken und ich bin für die nächste Stunde glücklich.
Svenja kommt mit ein paar "Holzstücken", auf denen man rumkauen kann und die süß schmecken - Zuckerrohr und ich bin vollständig im Regenwald-Himmel.


Später, während die Schüler bei einer Schnitzeljagd Bäume suchen und sie vermessen müssen, sitzen wir Studenten beeinander und Flo schlachtet mittels seiner Machete und unbestreitbarer Eleganz und Fertigkeit meine Kokosnuss, damit wir das Fruchtfleisch rauskratzen können.

Beim Abendessen gibt es wieder eine mir vollkommen unbekannte Frucht, die so ähnlich wie ein Zimtapfel aussieht, aber keiner ist. Das Fruchtfleisch ist weiß, schmeckt süß und hat eine Konsistenz wie Butter - sehr lecker.
Während wir von Gehirntraining-Spielen zu Gruselgeschichten übergehen und darüber philosophieren, ob man für Versuche an Geistern wohl einen Ethikantrag braucht, und ich eine Kostprobe der schönsten anatomischen und histologischen Merksprüche zum Besten gebe ("Cornelias und Lucys Großvater spielt Ball" für die Schichten der Haut und "Some say money matters but my brother says big boobs matter more" für die Hirnnervenqualitäten), habe ich gleich zweimal "Pech" im Glück: Eine Ratte/Maus huscht an uns vorbei und nach dem Essen stürzen sich zwei Waschbären auf den Bioabfallkübel, schmeißen ihn um, und stehlen die Hühnchenreste. Und ich hab keine Kamera dabei.
Übrigens hat es erst jetzt kurz geregnet.

Aber ich gelobe Besserung und hoffe, dass ich für all meine mitfiebernden Leser noch das eine oder andere Tierfoto ergattern kann.



Regenwaldgeräusche am Morgen


2 Kommentare:

  1. Schöner Blog :) Würde gern ein zwei Fotos von dir sehen :) Muss ja wissen, dass du das wirklich bist :P

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  2. Lol, ja, wenn mich mal wer fotografiert XD

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